Da wo ich herkomme …

Gandhi kommt aus dem Tierschutz, gefunden auf den Straßen Istanbul. Und da wo er herkommt ist nicht alles rosarot. Da wo er herkommt muss ein Hund schauen, dass er überlebt. Da kämpft jeder für sich, da gibt es keine Welpensozialisierungsspielstunden, und die müssen sich nur mal kurz Hallo sagen. Da geht es härter zu.

Wie genau, das weiß ich nicht und das will ich auch gar nicht so genau. Aber Gandhi weiß es und so können wir vielleicht auch etwas besser verstehen, warum er gewisse Verhaltensweisen zeigt / gezeigt hat.

Dieser Beitrag beschäftigt sich also damit, welche Ängste ein Hund aus dem Tierschutz mitbringen kann, wie man damit umgeht. Dabei handelt es sich aber nur um unsere Erfahrung mit Gandhi. Nach über vier Jahren ist auch nicht mehr alles so wie am Anfang, aber die Angst kein Futter mehr zu bekommen wird immer bleiben.


Ich hab Angst

Gandhi schien zu Beginn doch recht selbstbewusst zu sein. So hat er doch sofort unser Grundstück mit Loulou erkundet. Aber trotzdem gab und gibt es Dinge, vor denen er Angst hat / hatte.

Aufzüge

Ganz zu Beginn ist eines besonders aufgefallen. In Aufzügen hat Gandhi immer angefangen zu zittern. Ich denke das lag vor allem an seinem Flug von Istanbul nach Köln. Da wurden wohl im geschlossenen sich bewegenden Aufzug böse Erinnerungen wach.

Das hat sich bis heute aber zum Glück gelegt. Wir waren ja in solchen Situationen immer bei ihm und haben diese einfach als ganz normal angenommen. Und heute fährt der Bub auch ganz ohne zu zittern mit dem Aufzug.

Türen

Ja, die Sache mit den Türen. Das war am Anfang ganz, ganz schlimm. Eine angelehnte Tür schien ein unüberwindbares Hindernis zu sein. Da konnte am Anfang nur eines helfen, die Tür aufzumachen.

In diesem Fall war es sehr gut, dass Gandhi Loulou an seiner Seite hatte. Für sie ist das nämlich ein leichtes, angelehnte Türen mit der Schnauze aufzuschieben. Und ich glaube da hatten wir auch ein Schlüsselerlebnis. Ich hatte versucht, Gandhi zu motivieren, durch die angelehnte Tür zu kommen und er war hin und hergerissen und dann kommt Loulou und schiebt ihm die Tür auf <3. Ich bin mir sicher, seitdem war er viel selbstbewusster. Heute macht er angelehnte Türen ohne Probleme selber auf.

Besen & Wischmopp

Besen, Sauger und andere lange Gegenstände mag er gar nicht. Ich denke, dass er damit leider schlechte Erfahrungen gemacht hat. Und da nimmt er auch heute noch reißaus. Er ist dabei nicht panisch, aber er mag halt einfach nicht gerne in der Nähe davon sein und das muss er auch gar nicht.

Auf der Straße sind nicht alle lieb

Hier in Deutschland gehen schön alle „Hundekinder“ zum „Spielen“ und Kennen lernen zur Hundeschule und lernen im Normalfall wie lieb doch alle anderen sind. Dann kommt noch dazu – ein leider verbreitetes Phänomen – dass man doch auch an der Leine mal kurz „Hallo“ sagen muss.

Gandhi hat keine dieser Erfahrungen gemacht. Auf der Straße ist Hund auf sich allein gestellt und da sagt man dem Artgenossen sicher nicht mal kurz „hallo“. Vielmehr muss man kucken wo man bleibt, Narhungssuche und das eigene Überleben ist da das Wichtigste.

Und eine Leine kennt man als Straßenhund nicht, da kann man dann getrost einen Bogen – um den anderen zu beschwichtigen – um die Artgenossen machen. Das ist hier doch oft anders. Leider. Und am besten sind die „meiner tut nix“ die schön ohne Leine auf den angeleinten Gandhi zu laufen. Da bleibt dann nur den anderen anzubellen, um zu verdeutlichen, dass man keinen Kontakt will, um dann zu hören „der ist aber böse“!

Jaja, Gandhi ist der Böse, und nicht der, der den Rückruf ignorierend einfach auf ihn zugerannt kommt. Das ist schon manchmal schwierig, vor allem, wenn man immer wieder solche „Zwischenfälle“ hat, die ihm wieder etwas Sicherheit nehmen. Aber er hat schon viel gelernt und wird es auch noch weiter!

Zwischen diesen beiden Fotos liegen über vier Jahre und ich finde Gandhi wirkt wie ein ganz anderer Hund.

Dankbarkeit

Es können noch so viele „Probleme“ oder Ängste auftauchen, so dankbar, wie Gandhi jeden Tag ist, ist unbeschreiblich. Er fühlt sich einfach wohl und freut sich jeden Tag aufs Fressen. Einen kleinen Quatschkopf haben wir uns da ins Haus geholt. Er ist dankbar, dass er uns alle hat und ich bin dankbar, dass ich durch ihn mein Wissen über Hunde und das Verhalten weitern kann.

 

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